Analytische Psychotherapie (AP)

ist ein psychoanalytisches Verfahren im Rahmen der Psychotherapierichtlinien mit einem zeitlichen Umfang von 160 bis maximal 300 Stunden, in der Regel mit 2 bis 3 wöchentlichen Stunden im Liegen, als modifizierte AP auch mit 2 wöchentlichen Stunden im Sitzen.

 

Die Analytische Psychotherapie zielt auf die Bewusstmachung unbewusster Konflikte, die der Symptomatik: einer körperlichen oder seelischen Beeinträchtigung oder Mustern problematischer Beziehungsgestaltung, zugrundeliegen. Nach dem klassichen Verständnis Freuds ist das Symptom eine Kompromissbildung zwischen Wunsch und Abwehr, die in der aktuellen Lebenssituation mit erheblichen Einschränkungen und Leiden verbunden ist. Die Bewusstmachung der unbewussten Konflikte soll den inneren Handlungsspielraum erweitern und dadurch besser angepasste neue Bewältigungen ermöglichen.

 

 

 

Wie schwer lag jetzt, was sie sich in dem Augenblick nicht deutlich machen konnte, die Stockung auf ihr, die sich unter ihnen festgesetzt hatte! So verständige, so gute Menschen fingen wegen gewisser heimlicher Verschiedenheiten unter einander zu schweigen an, jedes dachte seinem Recht und dem Unrechte des andern nach, und die Verhältnisse verwickelten und verhetzten sich dergestalt, daß es unmöglich ward, den Knoten eben in dem kritischen Momente, von dem alles abhing, zu lösen. Hätte eine glückliche Vertraulichkeit sie früher wieder einander näher gebracht, wäre Liebe und Nachsicht wechselsweise unter ihnen lebendig worden und hätte ihre Herzen aufgeschlossen, vielleicht wäre unser Freund noch zu retten gewesen.

 

Goethe, Die Leiden des jungen Werther